Bundesnetzwerk Europaschulen

Bundesnetzwerk Europaschulen

Ziel dieses gemeinsamen Netzwerkes der Europaschulen aus neun Bundesländern ist es, eine Interessenvertretung für die europäische Ausrichtung von Schulbildung und Erziehung zu bilden und sich auf gemeinsame Standards zur weiteren Qualitätsentwicklung zu verständigen.

Frankfurter Erklärung

Rund 150 Vertreterinnen und Vertreter von Europaschulen aus ganz Deutschland trafen sich auf Einladung des Hessischen Kultusministeriums vom 17. bis 19. November in der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt, um über Sprachenlernen, Schüler- und Lehreraustausch, Schulpartnerschaften, Methoden und Unterrichtsstoffe, politische Bildung und Europaschulkonzepte zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.
In ihrem Abschlusspapier (“Frankfurter Erklärung”) verpflichten sich die Europaschulen, mit pädagogischen Mitteln nach Kräften für das weitere Wachsen der Gemeinschaft in Europa einzutreten.

60 Jahre Frieden in Europa -
auch ein Verdienst der Europäischen Union

"L´Europe – ma grande patrie." (Albert Camus)
  1. Die Europaschule aus neun Bundesländern, die sich vom 17.- 19. November 2005 in Frankfurt am Mainz zu ihrer Bundestagung zusammengefunden haben, bekunden hiermit ihren festen willen, den Prozess der Vereinigung Europas mit den ihnen eigenen pädagogischen mitteln weiter voranzutreiben. Wir halten – trotz aller Widrigkeiten – fest am Friedensprojekt Europa als pädagogischer Aufgabe. Und wir bekunden unsere Entschlossenheit, in europäischen Geist und der Verantwortung für die Jugend, alten und neuen nationalen Egoismen entgegenzutreten.

  2. Das “Bundesnetzwerk Europaschule” wurde gegründet um eine Plattform für den Austausch zwischen den deutschen Europaschulen zu bieten und um gemeinsame Projekte über die Grenzen der Bundesländer hinweg und möglichst gemeinsam mit ausländischen Partnern zu initiieren.

  3. Uns verbindet die Erfahrung, dass Europa nur dann zu einer gelebten Realität wird, wenn damit eine klare Vorstellung von seinen Aufgaben und Leistungen verbunden ist. Eine europäische Identität wird sich entwickeln, wenn der Nutzen der europäischen Einigung im Leben der einzelnen Bürgerinnen und Bürger unseres Kontinents unmittelbar erfahren wird.

  4. In diesem Prozess haben Bildung und Erziehung in der Schule einen hohen Wert, geht es doch darum, Kinder und Jugendlichen von Anfang an das Bewusstsein ihrer Chancen und ihrer Verantwortung als europäische Bürger so wie ein Positives Gefühl ihrer Zugehörigkeit zu vermitteln.

  5. Die Europaschulen widmen sich dieser Aufgabe mit besonderem Nachdruck. Sie weisen entsprechendes Schulprofil auf und Unterstützung anderer Schulen in ihrem Bemühen, Pädagogische Initiativen für die Festigung des europäischen Gedankens zu entwickeln.

  6. Die Schwerpunkte der Arbeit in den Europaschulen erstrecken sich
    - auf vielfältige themenbezogene Austauschprojekte sowie internationale Betriebspraktika – möglichst mit originalen und personalen Begegnungen,
    - auf die zielstrebige und systematische Erziehung zur Mehrsprachigkei t- unter Berücksichtigung von Herkunftssprachen und unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen, auf die curriculare Verankerung der Europäischen Dimension im Unterricht (KMK-Empfehlung) – auch und gerade im Sinne interkultureller Bildung,
    - auf methodische Vielseitigkeit – im Interesse nachhaltigen Lernens,
    - auf die Vorbereitung für die Arbeitswelt im Europa des 21. Jahrhunderts-verstanden als Berufsvorbereitung eines gemeinsameren Arbeitsmarktes,
    - auf die politische Bildung als "Querschnittsaufgabe" - mit dem Ziel der Entwicklung einer aktiven europäischen Bürgergesellschaft,
    - auf die Entwicklung sinnvoller Formen der Evaluation des Lernerfolgs – mit internen und externen Mitteln,
    - auf die Erprobung und Festlegung effektiver Formen des Schulmanagement - angesichts gesteigerter Schulprogramm-Ansprüche,
    - sowie auf die sinnvolle Vernetzung möglichst vieler dieser angeführten Bereiche in der Arbeit der Europaschulen

  7. Wir fordern alle Europaschule auf, Mitglied im “Bundesnetzwerk Europaschule e.V.” zu werden, um eine breite länderübergreifende Qualitätsdebatte mit allen an der “Bildung für Europa” Mitwirkenden und Verantwortlichen führen zu können.

  8. Die Bundesländer, die bisher keine Europaschulen begründet haben, laden wir ein, zukünftig an der Entwicklung des Netzwerks teilzunehmen, um die Arbeit im Lernfeld Europa zu stärken.

  9. Als Ergebnis der Frankfurter Bundestagung der Europaschulen 2005 halten wir fest, dass der Prozess der Konsensbildung unter den beteiligten Bundesländern vorangetrieben und Kriterien als Maß der Schulqualität an Europaschulen formuliert werden können.

  10. An der Tagung nahmen Europaschulen aus folgenden Bundesländer teil:
    Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen.

Verleihung Europaschulpreis 2012

Herr Prof. Olbertz, Frau Lacotta-Just, Herr Genscher, Herr Westerwelle, Herr Becker (v.l.n.r.)

Im Rahmen einer stimmungsvollen und sehr gelungenen Festveranstaltung im Senatssaal der Humboldt Universität zu Berlin erhielt Hans-Dietrich Genscher, Bundesminister und Vizekanzler a.D. der Bundesrepublik Deutschland, am 19. Oktober 2012 den „Europaschulpreis 2012“ für seine Verdienste um ein friedliches, vereintes Europa. Der „Europa-Schulpreis“ wird zweijährlich an Persönlich­keiten verliehen, die sich in herausragender Weise für ein vereintes Europa verdient gemacht haben.

Herr Minister Genscher ist nicht nur der Dienstälteste Außenminister in Europa, sondern für die Europa-Schülerinnen und Europa-Schüler eine der herausragenden Persönlichkeiten in Deutschland, in Europa und der Welt, die für ein friedliches, harmonisches Europa ein ganzes Leben lang gewirkt haben. Herr Genscher vermag es in seinem hohen Alter immer noch Menschen aller Generationen in faszinierender Weise von der Notwendigkeit eines vereinten Europa zu begeistern.

Gerade in der aktuellen Situation ist Herr Minister Genscher für junge Menschen ein „Vorbild-Europäer“ ohnegleichen und für ihre Werteorientierung wichtiger denn je.

Das „Bundesnetzwerk Europaschule“ e. V., der freiwillige Zusammenschluss von Personen, Schulen, Vertreterinnen und Vertretern der Kultusministerien sowie weitere Unterstützer und Förderer, sieht sein Ziel, Schülerinnen und Schüler auf ein Leben im gemeinsamen Haus EUROPA vorzubereiten, in einmaliger Weise durch das lebenslange Wirken von Herrn Minister Genscher gestärkt. Das „Bundes­netzwerk Europaschule“ e.V. dankt und ehrt mit dem „Europaschulpreis 2012“ Herrn Minister a. D. Hans-Dietrich Genscher für seinen unermüdlichen, beispielhaften Einsatz für ein wiedervereintes Deutschland in einem vereinten Europa.

Nach Begrüßung durch die Vorsitzende des Netzwerks, Frau Lacotta-Just, überreichte der stellvertretende Vorsitzende, Herr Becker, den Europaschulpreis 2012 an Herrn Genscher. Die Festrede hielt der Bundesminister des Auswärtigen, Herr Dr. Guido Westerwelle, die Laudatio der Präsident der Humboldt Universität, Herr Professor Dr. Jan-Hendrik Olbertz.

Hans-Dietrich Genscher ist in seinem bis heute andauernden Wirken für Europa eine politische Persönlichkeit, die für junge Menschen ein bleibendes Vorbild ist. Seine Dankesworte nach der Preisverleihung waren ein eindrucksvolles Bekenntnis zu Europa. In Anlehnung an die Schriftstellerin Christa Wolf mahnte Genscher, dass jeder Krieg und jeder Vor-Krieg mit Feindbildern und Vorurteilen im Kopf beginne. Er machte ebenso wie Bundesaußenminister Dr. Westerwelle deutlich, dass die Arbeit der Europa­schulen an dieser entscheidenden Stelle ansetzt. Europaschulen sorgen für Begegnung, Kommunikation und interkulturellen Austausch. Denn Freunde führen keine militärischen Auseinandersetzungen, sondern sprechen miteinander. Deshalb ist die Europäische Dimension in der Erziehung, wie sie an den Europaschulen vermittelt wird, von besonderer Bedeutung und darf als wichtiger Beitrag zum Friedensprojekt Europäische Union gewertet werden. Der Friedensnobelpreis erkennt den Beitrag der Europäischen Union zur Friedenssicherung in Europa und über dessen Grenzen hinaus an. Sowohl Hans-Dietrich Genscher als auch Herr Dr. Westerwelle bedankten sich bei den Europaschulen und beim Bundes Netzwerk der Europaschulen für den wertvollen Beitrag, den unsere Schulen zum Gelingen des Friedensprojekts Europa leisten.

An dieser Stelle gilt es allen zu danken, die diese Preisverleihung möglich gemacht haben. Allen voran natürlich dem Preisträger Herrn Hans-Dietrich Genscher und den Laudatoren Herrn Dr. Westerwelle und Herrn Prof. Olbertz. Besondere Erwähnung verdienen auch die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte der drei beteiligten Europaschulen. Die musikalischen Beiträge der Grundschule „Am Gutspark“ Falkensee, des Schillergymnasiums Charlottenburg und der Robert Jungk Gesamtschule verliehen der Veranstaltung einen schwungvollen und festlichen Rahmen. Besonderer Dank gilt auch Herrn Verwaltungsdirektor Dr. André Dyrna und dem Klinikum Dessau, ohne dessen Engagement diese Veranstaltung nicht zu realisieren gewesen wäre.

Abschließend ist es mir ein persönliches Anliegen, unserer Vorsitzenden, Frau Carola Lacotta-Just, im Namen des Bundes-Netzwerk der Europaschulen für die Organisation der Verleihung des „Europaschulpreises 2012“ zu danken. Wäre Frau Lacotta-Just in Anerkennung ihres  Einsatzes für den Europäischen Gedanken nicht bereits mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden, so müsste sie es jetzt für ihr unendliches und sehr erfolgreiches Engagement erhalten.


Christoph Becker

Vorsitzender

⇒ offizieller Internetauftritt: Bundesnetzwerk Europaschulen

"Bildung zum Leben"

von Gudrun Hüther; aus: „BEGEGNUNG. Deutsche schulische Arbeit im Ausland“, 2013

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